Angekommen sind wir.
Glücklich und ein wenig stolz.
Weil wir aber noch nicht wieder zuhause in München sind, gibt's in den nächsten Tagen noch ein paar Berichte. Wir wollen das vielleicht eher unbekanntere Wien genießen. Wer mag, kann virtuell mitkommen.
Fangen wir aber mit der heutigen Etappe an.
Im uralten Gasthof "Zum Schwarzen Adler" (aus dem 15. Jahrhundert) wartete ein ausreichendes, aber nicht sehr liebevolles Frühstück auf uns.
Alle Gäste waren Radler aus halb Europa mit Ziel Wien.
Um halb 9 Uhr rollten wir über den Stadtplatz von Tulln mit seinen hübschen Springbrunnen.
Auf dem Donauradweg dann ein letztes Mal genussvolles dahingleiten. Wir hatten herrlichen Rückenwind. Mein Beschwörungsritual am Vorabend (italienisches Moretti-Bier und griechische gegrillte Sardinen) schien Zephyros, den Gott des Westwindes gnädig gestimmt zu haben. Jedenfalls sausten wir, wie von höheren Mächten geschoben, ohne Anstrengung nach Osten, auf die Ausläufer des Wienerwaldes zu. Die Donau, die zuvor auf ihrem Weg vom Mostviertel, die Granitberge des Waldviertels durchschnitten hatte und die schöne Landschaft der Wachau entstehen ließ, konnte sich hier, auf dem Tullner Feld weit ausbreiten. Wir kamen an vielen kleinen Dörfern, Biergarten und Wochenendhäuschen direkt am Fluss vorbei. Sehr mediterran wirkte alles hier.
Der Wienerwald (Unesco Weltnaturerbe) zwingt die Donau zu einem langen Weg nach Osten. Erst bei Klosterneuburg kann die Donau nach Süden abdrehen. Das taten wir auch. Bald tauchte vor uns das Stift mit seinen riesigen Kuppeltürmen auf. Weg vom Donauradweg und den steilen Anstieg hinauf. Wegen des Kopfsteinpflasters und zwischen 6 und 10% Steigung haben wir geschoben.
Im Klostercafe einen Espresso und ein Soda-Zitrone "gespritzt" (=Schorle). Dann steil hinunter an den Donauradweg.
Wir wollten auf gar keinen Fall das Schild "Wien" verpassen. Haben wir aber.
Dummerweise steht am Radweg kein Hinweis dazu.
Als wir den steil aufragenden Leopoldsberg mit seiner von weitem sichtbaren Kirche passierten, öffnete sich nicht nur der Blick auf die Skyline des modernen Wien rund um die Vienna International City, auch mir ging das Herz auf. Endlich. Wien. Wir haben es geschafft.
Die Donau umkurvt hier mit dem Leopoldsberg auch den letzten Berg des Alpenbogens. Ihr Weg ist jetzt frei nach Süden und vor allem weiter nach Osten.
Bald wird sie für 50 Kilomter wieder frei fließen dürfen. Wir haben sie fast 1000 Kilometer lang und damit fast den ganzen deutschsprachigen Abschnitt begleitet. Sie aber hat noch gut 1900 km vor sich. Durch die Slowakei, Ungarn, Kroatien, über 1000 km durch Rumänien, Bulgarien, ein ganz kleines Stück Moldawien bis in die Ukraine und ins schwarze Meer hat sie noch.
Das muss sie aber ohne uns schaffen. Zumindest für dieses Mal.
Mit dem künstlich geschaffenen Donaukanal wird die Altstadt von Wien dann auch eine Stadt an der Donau. Wir radelten den Kanal entlang. Eine Perspektive, aus der ich Wien trotz der vielen Jahre hier nicht kannte. Beim Schwedenplatz wollten wir abbiegen. Das ging aber nicht, also kleiner Umweg, einige genervte Minuten, dann schoben wir die Rotenturmgasse hinauf zum Stephansplatz. Jetzt waren wir "richtig" angekommen.
Durch das Gewusel von tausenden anderer Touris hindurch schoben und radelten wir dann an Graben, Pestsäule, Hofburg und Parlament vorbei und landeten im Café Landtmann am Burgtheater. Kaffee, Tee, Sprizz, Guglhupf, Eisbecher...das volle Programm. Christina hat von mir vor vielen Jahren eine Einladung zu einem Kaffee in Wien bekommen. Gutschein eingelöst:-)
Jetzt sind wir im Hotel und langsam reift die Erkenntnis...wir haben es geschafft.
Gleich gibt's noch ein Versprechen einzulösen. Original Wiener Kalbsschnitzel in Wien. Darauf freuen wir uns.
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