Heute konnten wir ausschlafen, denn Frühstück gabs erst um 8 Uhr. Laut Wetterbericht sollte es der erste richtige Regentag unserer Tour werden.
Wachau bei Regen, hm. Na ja, hilft ja nix.
Das Frühstück gabs nicht als Buffet, sondern reichlich portioniert schon am Tisch vorbereitet. Der Kaffee war, wie ich es von meinen dienstlichen Besuchen auf Truppenübungsplätzen kannte: Stark und ... wachrüttelnd ;-)
Genau das richtige Mittel für Sauwetter.
Um halb 9 Uhr starteten wir bei schwarzen Wolken und gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit. Aber noch kein Regen.
Zwei Kilometer die Donau entlang, dann die Abzweigung rüber über die Donau. Aber nicht einfach so. Die Brücke war bestimmt 40 Meter über uns. Kein Problem. Extra für Radfahrer ging es ein kleines Wegerl direkt hoch. Unsere Radltachos waren sich nicht ganz einig, wie steil, aber der Mittelwert war 15%. Das ganze nur 200 m lang, aber wir radelten es hoch. Vor 2 Wochen hätten wir das nicht mal versucht.
Die Brücke war so hoch, dass ich mich gar nicht nahe am Brückengeländer fahren traute. Psychogener Höhenschwindel. Kenn ich sonst nur von sehr hohen senkrechten Felswänden.
Danach ging es ein paar Kilometer durch eher nichtssagende Landschaft. Doch nach und nach merkte man, weshalb die Wachau so weltbekannt ist. Die dunklen, ins rötliche gehenden Felswände kamen näher und wurden steiler.
Kleine, putzige Dörfchen mit Winzern, Weinkeller, kleinen alten Kirchen. Kleine, alte Strassen fuhren wir entlang, oft durchaus weit oben am Hang. Durch Weingärten und Obstgarten mit Äpfeln, Birnen und natürlich Marillen (Aprikosen) und sogar Feigen führte uns der Weg. Ich fühlte mich sofort an meine zweite Heimat, das Südtirol im Meraner Land erinnert. Erinnerungen werden ja oft auch über Gerüche angestupst. Hier war es dieser unverkennbare Dufthauch von ... Pflanzenschutzmitteln. Mit geschlossenen Augen hätte ich gewettet, ich wäre in Lana oder Algund in Südtirol. Trotzdem einfach schön.
An den zahlreichen Verkaufsständen für Saft, Marmelade und Marillenbrand hielten wir und erstanden Marillensaft und Marillensirup.
Das erste Highlight war dann die Venus von Willendorf. Die archäologischen Hintergründe zu so etwas sauge ich immer fasziniert in mich auf.
Dann kamen wir durch Spitz, den ersten bekannten Wachauort. Ganz nett. Es war aber noch früh...und noch war es trocken. Also weiter.
Kurz danach die Wehrkirche St. Michael, die sich eng an die steile Felswand hinschmiegt. Sie war Kirche und Festung zugleich. Das war um 1500, zur Zeit der Entstehung der jetzigen Kirche auch notwendig.
Ein paar Dörfchen, Obstgärten und Verkaufsstände weiter erreichten wir Weißenkirchen. Christina war weit voraus, ich war sehr mit Fotos beschäftigt, und sie hatte den "Auftrag", uns ein schönes Café zu suchen.
Gelandet sind wir dann in einem Rieslingfest (mitten im Gebiet des Grünen Veltliner) mit Blasmusik und Volksfeststimmung. Das ganze in einer burgähnlichen Hofanlage. Die Blasmusik war optimierungsfähig, nur die Lautstärke hätte schon fürs Oktoberfest gereicht.
Es gab aber Donauwelle für uns!
Gestärkt und kulturell nicht ganz überzeugt sausten wir weiter. Noch war es trocken, aber die Wolken waren sehr dunkel.
In Dürnstein waren dann gefühlt alle Touristen Österreichs versammelt. Wir schoben langsam durch, statt hier zu verweilen. Richard Löwenherz hätte das auch gern so gemacht. Der wurde aber 1192/93 hier gefangengehalten.
Nach dem Ort dann ein netter Biergarten mit sehr gutem Backhendl. Das tat gut.
Wir sausten weiter, dann begann es zu regnen. Ungefähr 10 Sekunden lang.
Dann kam die Sonne. Und das Ortsschild von Krems. Vierzig Kilometer bis hierhin. Nicht viel, aber relativ viel auf und ab und richtig abwechslungsreich.
Wir ratterten ewig über Kopfsteinpflaster durch Stein bei Krems , dann durch Krems selbst. Viel los war nicht. In die Unterkunft konnten wir erst um 17 Uhr. Es war halb zwei Uhr. Ab ins Karikaturenmuseeum. Das kannte ich schon aus meiner Zeit in Wien. Dachte ich. Komplett neue Werke. Von lustig bis nachdenklich. Ganz anderes Kulturerlebnis als mit der Venus von Willendorf.
Wir schoben dann noch durch die Fußgängerzone von Krems und landeten im Biergarten vom Münchner Hofbräuhaus. Zwei Stunden und "etliche" Bier und Grüner Veltliner später gings dann in die Unterkunft. Eine Jugendherberge. Da sitzen wir jetzt im Garten, Tina genießt die Hollywoodschaukel und ich die Ruhe dieser kleinen Oase.
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